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Potenziale erschließen Kassel ist Pilotkammer in Hessen
 

Die Corona-Pandemie führt es uns allen vor Augen: Man erkrankt schwer und von jetzt auf gleich ist nichts mehr so, wie es einmal war. Aber nicht nur eine Krankheit sondern auch Unfälle können dazu führen, dass das Leben von einer Sekunde auf die andere auf den Kopf gestellt wird. Eine Katastrophe für alle unmittelbar Betroffenen.

Angesichts der Tatsache, dass Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt schwer bis gar nicht zu finden sind, kann ein solcher Unglücksfall aber auch Arbeitgeber hart treffen. Denn sie verlieren so unter Umständen qualifizierte, erfahrene Mitar-beiter und damit langjähriges Knowhow. Das muss aber nicht der Fall sein, denn oft gibt es zahlreiche Möglichkeiten, behinderte Mitarbeiter sinnvoll in den Be-triebsalltag einzugliedern. Darüber hinaus kann die Beschäftigung behinderter oder schwerbehinderter Menschen auch für Handwerksbetriebe ein wichtiger Baustein in der Strategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs sein.

Deshalb hat die Handwerkskammer Kassel gemeinsam mit dem Integrationsamt des Landeswohlfahrtsverbands (LWV) Hessen ein Beratungsangebot geschaf-fen, das Handwerksunternehmen dabei unterstützt und begleitet, Menschen mit Behinderung in den Betrieb zu integrieren. „Wir freuen uns, dass wir unsere Betriebe auch auf diesem Weg bei der Sicherung ihrer Fach- und Nachwuchs-kräfte unterstützen können“, begrüßt Jürgen Müller, Hauptgeschäftsführer der Kammer, die neue Kooperation. „Angesicht der großen Nachfrage nach Perso-nal gilt es, möglichst viele Wege zu beschreiten und sich so viele Optionen zu eröffnen.“

In Abstimmung mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration bezuschusst das LWV Hessen Integrationsamt das dreijährige Projekt, das hes-senweit umgesetzt werden soll, bei den Personalkosten. Geplant sind Koopera-tionen mit möglichst allen Handwerkskammern sowie Industrie- und Handels-kammern in Hessen, um dort Fachberatungen für Inklusion zu etablieren. Damit ist die Handwerkskammer Kassel Pilotkammer in diesem Projekt.

In Zusammenarbeit mit dem Integrationsamt des LWV wird die Kammer also die Eingliederung und dauerhafte Beschäftigung von Menschen mit einer Schwer-behinderung in ihre Mitgliedsbetriebe fördern. Als Fachberaterin für Inklusion wechselte Monika Beister, bisher technische Beraterin im Team der Betriebsbe-ratung der Kammer, deshalb am 1. April auf die von beiden Institutionen ge-schaffene und finanzierte Stelle. Für sie wird es neben der Integration bei schon bestehenden Arbeitsverhältnissen auch darum gehen, Menschen mit Schwerbe-hinderung die Arbeit oder Ausbildung in einem Handwerksbetrieb zu ermögli-chen.

Es geht darum, die Potenziale behinderter Menschen für die Handwerksbetriebe zu erschließen“, erläutert Thomas Niemann, Leiter des LWV Hessen Integrati-onsamtes. Beister ergänzt: „Oft ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, wel-che besonderen Fähigkeiten diese Menschen mitbringen, wie einfach es sein kann, sie in den Arbeitsalltag zu integrieren und welche Bereicherung sie für die gesamte Belegschaft sind.“

Die Schaffung von Arbeitsplätzen für schwerbehinderte Menschen wird nicht nur von der konjunkturellen Lage, deren Schwankungen die Mitgliedsunterneh-men unterworfen sind, sondern auch von Vorbehalten gegenüber der Beschäf-tigung schwerbehinderter Menschen an sich beeinflusst. Deshalb stehen Infor-mation und Beratung der Betriebe über Möglichkeiten und Rahmenbedingungen schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen, für Beister ganz oben an. Dabei geht es vor allem um technische, beziehungsweise organisatorische Gestal-tungs- und finanzielle Fördermöglichkeiten, zum Beispiel das Hessische Perspek-tivprogramm zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen schwerbehinderter Menschen (HePAS).

Dazu gehört auch die Hilfe bei der Suche geeigneter Bewerberinnen und Bewer-ber. Auch die Akquise von Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für schwerbehinderte Menschen sowie die Unterstützung bei der Geltendmachung und Umsetzung zustehender Nachteilsausgleiche im Rahmen der Ausbildung ist Teil ihrer Aufgaben. Weiter unterstützt Beister die Betriebe bei der Beantragung von Förderleistungen zur Eingliederung und Beschäftigung schwerbehinderter Menschen bei den Rehabilitationsträgern und dem Integrationsamt. Schließlich zählt auch die Beratung über technische Unterstützungssysteme (Assistenzsys-teme) in Verbindung mit dem technischen Beratungsdienst des Integrationsam-tes zu ihren Arbeitsschwerpunkten.

„Ich freue mich auf die neue Arbeit und die Kontakte zu den Betrieben, die jetzt unter einem ganz anderen Vorzeichen stehen“, beschreibt Beister ihren künfti-gen Arbeitseinsatz.

Ansprechpartnerin: Monika Beister, Fachberaterin für Inklusion, Tel. 0561 7888-159, monika.beister@hwk-kassel.de