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EXTRA TIP Wirtschaftsgipfel besucht die europäische Union: Woher kommt der Strom der Zukunft
 

Die Delegations des EXTRA TIP Wirtschaftsgipfels auf der hessischen Landesvertretung. Foto: Soremski

Es war ein historischer Besuch in Brüssel. Zwei Jahre lang war keine einzige Gruppe in der hessischen Landesvertretung. Mit dem Bessuch der 24-köpfigen Delegation des EXTRA TIP Wirtschaftsgipfels kam wieder ein Stück Normalität in die europäische Hauptstadt.


Es waren spannende zwei Tage, denn in Brüssel waren trotz Pandemie und Lockdown die Entwicklungen weiter gegangen. Hochkarätige Vertreter der Generaldirektion Industrie, der Generaldirektion Klimapolitik, der Generaldirektion Kommunikationsnetze, der Generaldirektion Finanzstabilität und Kapitalmarktunion und der ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland informierten über den aktuellen Stand in ihren Bereichen und stellten sich kritischen Fragen. Einen schweren Stand hatte dabei insbesondere Niels Schuster von der Generaldirektion Klimapolitik, der den Green Deal „Fit for 55“ vorstellte. Mit der Frage „Wo kriegen wir die Energie der Zukunft her“ eröffnete Dr. Michael Maxelon die spannende Diskussion.


Neueste Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass auch dann nicht genug Strom zur Verfügung steht, wenn wir in Deutschland zum Beispiel jedes Dach mit Solaranlagen und jeden möglichen Platz mit Windanlagen versehen. Und der Ehrenpräsident der Handwerkskammer Heinrich Gringel setzte noch einen obendrauf: „In zehn Jahren werden wir auch keine Biogasanlagen mehr haben, da die Anlagen durch Säuren zerfressen werden und das Grundwasser in Gefahr gerät.“ Eine Lösung für dieses Problem hatte auch Schuster nicht. Durch Verschärfung des Emissionshandels auch im Luftverkehr, durch die Ausweitung des Emissionshandels auf den See- und Straßenverkehr sowie auf Gebäude, durch die Aktualisierung der Energiebesteuerungsrichtlinien soll so der Green Deal voran getrieben werden.


Dazu kommen strengere CO-2-Emissionsnormen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, eine neue Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, nachhaltigere Flugzeugtreibstoffe und umweltfreundlichere Schiffskraftstoffe. Schuster machte auch klar, wo er die Grenzen für Wasserstoff sieht: „Mit dem Strom, den wir für hundert Kilometer verbrauchen, können wir Wasserstoff herstellen, der für dreißig Kilometer reicht.“ Aus einem Klima-Sozialfonds sollen die Mitgliedstaaten Mittel erhalten, die sie den Bürgern für Investitionen in neue Heiz- und Kühlsysteme und für saubere Mobilität gewähren können. Insbesondere Privatpersonen und Kleinstunternehmen sollen von den rund 144 Milliarden Euro profitieren. Faszinierend war der Vortrag der deutschen Botschafterin Susanne Szech-Koundouros, die anschaulich klar machte, wie man in einem halben Jahr Präsidentschaft, unter den Corona-Einschränkungen und in Diskussionen in 27 Sprachen Gesetze vorbereitet. Hendrik Dopheide, Vertreter des Auswärtigen Amtes in der ständigen Vertretung der Bundesrepublik, war von Beginn an in der Kommission, die den Brexit organisieren musste. Hoffnungen, der sei noch rückgängig zu machen, hat er keine: „Was da passiert ist, hat nichts mit Vernunft zu tun.


Wenn die Briten glauben, sie brauchen sich an keine Abmachungen zu halten und können trotzdem die Chancen des Binnenmarktes nutzen, haben sie sich schwer getäuscht.“ Im abschließenden Gespräch mit den Europaabgeordneten Dr. Udo Bullmann (SPD) und Martin Häusling zeigte sich schnell, dass das Parlament gespannt darauf ist, wie die Präsidentin Ursula von der Leyen ihr mit viel Getöse angekündigten Green Deal mit Leben füllen will: „Überschriften kann sie. Nur an der Umsetzung hapert es an allen Ecken und Enden.“

 

Extratip, 18.09.2021