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Fraunhofer startet am Bahnhof in Kassel mit Neubau für 60 Millionen Euro
 

Baustart auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Kassel: Nach Jahren der Planung hat am Mittwoch nördlich des Hauptbahnhofs der Neubau für das Fraunhofer-Institut begonnen.

Anfang 2020 sollen die Arbeiten an dem Institutsgebäude, das Büros, Labore und Testeinrichtungen für rund 320 Mitarbeiter (Wissenschaftler und Studenten) vorsieht, abgeschlossen werden.

 

Mit dem Neubau soll in Kassel ein zentraler Standort für angewandte Forschung in den Bereichen Energiesystemtechnik und Energiewirtschaft entstehen. Der viergeschossige Bau mit einer Nutzfläche von 7600 Quadratmetern basiert auf der prämierten Entwurfsidee des Kasseler Büros HHS Architekten. Die Finanzierung tragen je zur Hälfte das Land Hessen und das Bundesforschungsministerium. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen im November losgehen.

 

Die nun begonnene 60-Millionen-Euro-Investition stellt den ersten Bauabschnitt der von Fraunhofer geplanten Erweiterung in Kassel dar. Institutsleiter Prof. Dr. Clemens Hoffmann versicherte auf Anfrage, dass der zweite Bauabschnitt nach wie vor beabsichtigt sei. Dabei sollen weitere 40 Millionen Euro in Kassel investiert werden.

 

Zum symbolischen Spatenstich mit Ministerpräsident Volker Bouffier hatte Fraunhofer-Präsident Prof. Dr. Reimund Neugebauer am Mittwochnachmittag noch eine gute Nachricht mitgebracht: Demnach hat der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft beschlossen, den Standort Kassel ab 1. Januar 2018 als eigenständiges Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) zu führen.

 

Bislang besteht das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) aus den beiden Institutsteilen IWES Nordwest mit Sitz in Bremerhaven und IWES Kassel mit dem Außenstandort in Bad Hersfeld.

 

Oberbürgermeister Geselle: „Wird ein Flaggschiff für Kassel“

 Von „Flaggschiff“, „Leuchtturm“ und Kassels Vorreiterrolle bei der Energiewende war am Mittwoch die Rede: Durchweg zufriedene Gesichter herrschten beim Baubeginn und symbolischen Spatenstich für das neue rund 60 Millionen Euro teure Fraunhofer-Institutsgebäude in Kassel vor.

 

„Ich sehe, dass sich Kassel als Leuchtturm der Forschung weiterentwickelt“, sagte Fraunhofer-Präsident Prof. Dr. Reimund Neugebauer bei der Vorstellung des Millionenprojekts im Kulturbahnhof. Regenerative Energien und Nachhaltigkeit seien ein neuer Industriezweig, der Arbeitsplätze schaffe. Er hoffen, dass sich um den künftigen Fraunhofer-Standort in Kassel neue Firmen ansiedeln, meinte Neugebauer. Erst 2009 sei das IWES Institut in der Stadt gegründet worden. Nach nur acht Jahren solle es 2018 als Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) eigenständig werden. Neugebauer: „Das ist ein großes Ergebnis.“

 

„Hier wird ein Flaggschiff für die Stadt Kassel entstehen“, meinte Oberbürgermeister Christian Geselle. Der Neubau als Verbindung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft stehe für die dynamische Entwicklung der Stadt.

 

Platz für weitere Firmen

Stadtbaurat Christof Nolda erinnerte daran, dass IWES vor rund fünf Jahren nach einem neuen Standort in Kassel Ausschau gehalten habe. Das zur Verfügung gestellte Areal am ehemaligen Güterbahnhof sei eine gut geeignete Fläche. Das Gewerbegebiet sei zu zwei Dritteln von IWES gekauft worden, der Rest stehe zur Entwicklung durch weitere Firmen bereit. Nolda: „Kassel wandelt sich von einer Stadt mit Universität zu einer Universitätsstadt.“

 

Das Institut habe ein enormes Wachstum geschafft, die bisherigen Standorte seien viel zu klein geworden, berichtete Institutsleiter Prof. Dr. Clemens Hoffmann. 2008 sei man mit 180 Mitarbeiter gestartet, heute seien es 325 Beschäftigte. Die Erträge konnten im gleichen Zeitraum von zehn auf 21,3 Millionen Euro gesteigert werden. „Wir freuen uns enorm über die Zusammenführung in diesem Neubau“, sagte Hoffmann. Das Institut in Kassel wolle in Sachen erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit in Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen.

 

Ministerpräsident Bouffier: „Eine Art Ritterschlag“

Als deutliches Signal „für die Forschungslandschaft Hessen und den Innovationsstandort Kassel“ lobte Ministerpräsident Volker Bouffier den Neubau. Ab 1. Januar 2018 werde IWES Kassel ein selbstständiges Fraunhofer-Institut sein. Das sei „eine Art Ritterschlag für das IWES und unser Land“, meinte Bouffier. Kassel werde damit das vierte Fraunhofer-Institut in Hessen sein – neben zweien in Darmstadt und einem in Gießen. Noch dazu gehe es in Kassel um einen Bereich mit grundlegender Bedeutung, um ökologische Verantwortung, Erhalt des Wohlstands und soziale Gerechtigkeit. Bouffier: „Dazu erhoffen wir uns Antworten von den Forschern.“

 

Architekt Günter Schleiff (Kassel) stellte das Energiekonzept des Neubaues mit Wärmepumpe und Eisspeicher vor. Der Entwurf biete die „Möglichkeit des Wachsens und Veränderns“ – zum Beispiel für den geplanten zweiten Bauabschnitt.

 

HNA, 21.09.2017 von Andreas Hermann